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»Ich glaube nicht, dass man 50 Jahre alt sein muss, um die Welt zu verstehen.«

»Ich glaube nicht, dass man 50 Jahre alt sein muss, um die Welt zu verstehen.«

»Ich glaube nicht, dass man 50 Jahre alt sein muss, um die Welt zu verstehen.«

»Ich glaube nicht, dass man 50 Jahre alt sein muss, um die Welt zu verstehen.«

Alice M. Huynh

»Klar mach ich mit.« Irgendwo in Kalifornien, da kennen wir uns gerade eine Handvoll Tage, gibt mir Alice ihre Zusage für dieses Interview. Somit ist dieser Tag im Dezember, rund zwei Monate später, nicht nur Gespräch, sondern gleichzeitig ein Wiedersehen – und wo könnte man sich besser wiedersehen als in Berlin? Also treffen wir uns für ein paar Stunden im Qua Phe in Mitte. Es gibt Tee, lecker Essen – und für Alice sieben Fragen.

»Klar mach ich mit.« Irgendwo in Kalifornien, da kennen wir uns gerade eine Handvoll Tage, gibt mir Alice ihre Zusage für dieses Interview. Somit ist dieser Tag im Dezember, rund zwei Monate später, nicht nur Gespräch, sondern gleichzeitig ein Wiedersehen – und wo könnte man sich besser wiedersehen als in Berlin? Also treffen wir uns für ein paar Stunden im Qua Phe in Mitte. Es gibt Tee, lecker Essen – und für Alice sieben Fragen.

»Klar mach ich mit.« Irgendwo in Kalifornien, da kennen wir uns gerade eine Handvoll Tage, gibt mir Alice ihre Zusage für dieses Interview. Somit ist dieser Tag im Dezember, rund zwei Monate später, nicht nur Gespräch, sondern gleichzeitig ein Wiedersehen – und wo könnte man sich besser wiedersehen als in Berlin? Also treffen wir uns für ein paar Stunden im Qua Phein Mitte. Es gibt Tee, lecker Essen – und für Alice sieben Fragen.
 

Text: Stella Pfeifer

Text: Stella Pfeifer 

Text: Stella Pfeifer 

Text: Stella Pfeifer 

1

Welcher Film beschreibt am besten dein Lebensgefühl im Alter von 25 bis 30?

Auch wenn der Film nicht unbedingt ausschließlich mein Lebensgefühl in dieser Zeitspanne beschreibt – vielleicht war ich so bereits von 19 bis 25 – ist mein allerliebster Film überhaupt »Spirited Away« oder in der deutschen Version »Chihiros Reise ins Zauberland« von Studio Ghibli. Ich habe den Film schon als Kind geschaut, für mich ist er das japanische Pendant zu »Alice im Wunderland«. Der Plot geht in etwa so: Das Mädchen zieht mit ihren Eltern um und an einer Stelle biegen sie falsch ab. Jetzt betreten sie eine mystische Geisterwelt.

Die Entwicklung der Protagonistin finde ich spannend und erkenne einige Parallelen zu meinem Leben. Zu Beginn der Geschichte war sie sehr verwöhnt, anhänglich und auf ihre Eltern bezogen. Langsam wird sie dann selbstständig und mutiger. Am Ende des Films ist sie auch gar nicht mehr so naiv. Auch ich habe noch dieses Kindliche und Naive in mir. Als ich nach Berlin gezogen bin, musste ich lernen, auf einer ganz neuen Ebene selbstständig zu sein. Ich habe meine eigenen Dämonen bekämpft und mein Ding gemacht. Im Film gibt es auch einige ruhige Momente und Details, die ich sehr schätze, die mich fordern und bei denen ich überlegen muss und möchte. Und es ist einfach eine schöne Geschichte.

2

Woran glaubst du?

Vielleicht ist es auch dieses Naive und Verträumte in mir, eventuell bin ich da auch kulturell von meinen Eltern und der asiatischen Kultur geprägt, aber ich glaube an Feenwesen und Geister, gute und böse. Dieses Zusammenspiel zwischen Mystik und Realität, das spielt eine große Rolle für mich. Irgendwo da draußen muss es noch mehr geben und ich bin fest davon überzeugt, dass es Dinge gibt, von denen wir einfach nichts wissen: Was gibt es im All, was bewegt sich tief im Meer, was nehme ich alles wirklich wahr? Es wird einen Grund dafür geben, dass Kinder die Welt anders sehen und dass Märchen einen solchen Einfluss auf uns haben und zwar über Generationen hinweg. Meine Mutter benannte mich ja auch nach Alice in »Alice im Wunderland«.

3

Mit welchen Vorurteilen hast du zu kämpfen?

Letztens war ich in einer Bar und habe mich mit einem Typen unterhalten. Er sagte, er meine es nicht böse, aber sei sehr beeindruckt davon, wie gut ich deutsch sprechen würde. Sowas passiert mir oft – du sprichst gut deutsch, aber wo kommst du wirklich her? Solche Fragen und Aussagen begegnen mir. Manche stört es nicht, diese Dinge gefragt zu werden. Mich stört es aber schon. Natürlich ist das eine Frage der Identität: Wer bin ich, wie bin ich? Wie definiere ich mich als heranwachsende Frau in meiner Umgebung? Das ist für mich ein ganz großes Thema, dieses »Deutsch-Sein«. Ich bin halbe Vietnamesin und halbe Chinesin, aber geboren im Allgäu. Meine Familie lebt hier seit Jahrzehnten. Oft frage ich mich dann: Wieso fühle ich mich überhaupt beleidigt? Viele wollen nicht wissen, wo ich geboren bin, sondern wo meine Wurzeln sind. Die richtigen Fragen zu stellen kann solche Situationen also entschärfen.

Ich bin nicht frei von Vorurteilen. Ein Beispiel: Ich bin nicht nur Asiatin, ich bin auch eine Frau. Und es gibt schon diesen Fetisch – asiatische Frauen widersprechen nicht, sie tun alles für dich, sind so süß. In Bars sitze ich ungern am Tresen, weil ich dann ein Vorurteil gegenüber Männern habe – die sprechen mich nur an, weil ich eine Asiatin bin. Das kam schon vor, aber auch nicht immer. Sowas rüttelt mich dann eher wach und schafft ein Bewusstsein für die eigenen Vorurteile.

4

Welches Lied beschreibt dich besonders gut?

»Lost« von Frank Ocean. Das Lied hat einen ganz eigenen Vibe, verbindet im Text aber zwei wichtige Punkte für mich. Zum einen thematisiert er das Thema Reisen. Ich reise gerne, weil ich herausfinden will, wer ich bin und wo es mir gut gefällt. Und dann geht es um das Gefühl, ganz aufgewühlt zu sein und sich hilflos zu fühlen. Ich kenne das auch und habe dann keine Ahnung, was ich machen soll. An einer Stelle singt er »Lost in the heat of it all« und das beschreibt es gut.

Aber es geht auch ein wenig um die Liebe. Jeder sucht ja in irgendeiner Form Liebe. Liebe zu sich selber, Liebe zu jemand anderem. Dieses Lied beschreibt also ein wenig die Suche nach mir selbst: Reisen, Liebe, Identitätsfrage und letztendlich hat das alles wohl miteinander zu tun.

5

Was ist für dich der schönste Aspekt des Älterwerdens?

Die Erinnerungen. Viele haben Angst davor älter zu werden und Falten zu kriegen – ich freu mich darauf. Dann kann ich zurückblicken auf das, was ich erlebt habe. Dann kann ich Geschichten erzählen. Wenn ich daran denke was ich mit 16 Jahren erlebt habe, dann mit 19, 21 und jetzt mit 26 Jahren, dann kann ich es eigentlich gar nicht erwarten, noch mehr Erfahrungen zu sammeln und weiter zu lernen. Mit jedem Jahr und Abschnitt kommt etwas neues dazu. Anekdoten, die gibt es auch schon mit 26 zu erzählen – ich glaube nicht, dass man 50 Jahre alt sein muss, um die Welt zu verstehen. Man versteht sie dann nur vielleicht anders. Und jedes Jahr hat einen Nutzen, den man wahrscheinlich erst später erkennt.

Und diese Erinnerungen und Geschichten sind das schöne daran. Die kann einem keiner nehmen. Manchmal, wenn ich in Cafés hocke, dann schaue ich mich um und versuche den Moment ganz bewusst zu erleben, damit ich mich später daran erinnern kann. Das ist doch das Schöne am Älterwerden: Dass man immer etwas ganz neues zu erzählen hat. Und dass man lernt, stolz auf das Erreichte zu sein. Jetzt mit 26 Jahren stehe ich auf meinen eigenen Beinen, zahle meine Rechnungen selbst, bin selbstständig. Da habe ich etwas für mich erreicht von dem ich sagen kann: gut so.

Was ist dein nächster Meilenstein?

35. Mit 35 beginnt wieder ein ganz anderer Lebensabschnitt. Ich habe noch keine Idee, was ich dann machen werde, wer ich dann bin oder was dann sein wird. Aber 35 ist Halftime. Und dann geht es immer weiter. Und bis dahin versuche ich alles Erlebte zu schätzen.

6

Auf welche Aufgabe freust du dich diese Woche am meisten?

Ich habe am Mittwoch eine Wohnungsbesichtigung! Renovierter Altbau, lichtdurchflutet, ein großes Wohnzimmer, im fünften Stock. Aber ich bin auch ein Mensch, der sich sehr schnell auf etwas freut und sich darauf einstellt. Wenn es dann nicht klappt, bin ich enttäuscht. Dieses Mal bin ich zuversichtlich.

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7

Was war die beste Erfindung der letzten zehn Jahre?

Eindeutig das Bloggen. Klar, Blogs gibt es schon seit mehr als zehn Jahren. Aber in Deutschland sind die letzten zehn Jahre schon die Blütezeit, in dieser Zeitspanne hat sich das Geschäft professionalisiert. Als ich mit 16 Jahren anfing, Spiegelselfies zu schießen und meine ersten kreativen Arbeiten zu veröffentlichen, hatte ich auch nicht gedacht, dass meine Leidenschaft und Begeisterung dafür so groß werden würde. Das Bloggen hat mir Sachen ermöglicht, die ich mir nie erträumt hätte. Ich konnte mich ausprobieren, kaufte mir mein erstes Equipment und lernte viel über mich selbst.

Das Bloggen hat mir Freundschaften geschenkt, Erlebnisse und Möglichkeiten. Dafür bin ich dankbar. Das hat mich sehr verändert und ich glaube nicht nur mich, sondern unsere gesamte Generation.

Liebe Alice, vielen Dank für das Gespräch.

Wer ist Alice?

Was ich ziemlich klar mit Alice verbinde: Essen und schwarze Kleidung. Alice M. Huynh ist studierte Modedesignerin und wohnt – nach Stationen in München und New York – in Berlin. Dort ist sie selbstständig und arbeitet mit Leidenschaft an ihrem Blog: IheartAlice ist weder ausschließlich Mode- noch ausschließlich Reiseblog, sondern eine gelungene Mischung aus beidem. Und noch vieles mehr. Die im Interview erwähnte Wohnung? Dafür bekam sie übrigens die Zusage.

Das Interview haben wir im Dezember 2016 geführt.

Zwei weitere Fragen habe ich ihr dann noch gestellt: 

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Zum vollständigen Fragebogen geht es hier entlang. Und wenn du auch fünfpluszwei Fragen beantworten willst, dann schreib mir.

Zwei weitere Fragen habe ich ihr dann noch gestellt:

Zum vollständigen Fragebogen geht es hier entlang. Und wenn du auch fünfpluszwei Fragen beantworten willst, dann schreib mir.